Museumsarchitektur
Das 2004 eröffnete Museum fügt sich in die gewachsene Umgebung am Rande des Stadtparks ein. Städtebaulich ist es ein wichtiges Bindeglied zwischen der Altstadt mit ehemaliger Pfalzgrafenresidenz und der Stadterweiterung mit Schulbezirk am Schlossweiher. Die Architektur steht für einen multifunktionalen Museumsbau.
Die Lothar & Christel Fischer Stiftung beauftragte 2002 das Architekturbüro Berschneider + Berschneider (von Johannes Berschneider und Gudrun Berschneider gegründet), einen maßgeblichen Vertreter der »neuen Oberpfälzer Bauschule«, mit der Entwurfsplanung. Diese war für das Büro wie auch für den Bildhauer herausfordernd, jedoch auch eine gute Fügung. Beiden war klar, dass nur in einem vertrauensvollen und intensiven Zusammenwirken eine Harmonie von Architektur und Kunst gelingt.
Lothar Fischer formulierte eine entscheidende Vorgabe:
»Im Unterschied zu einem Museum für Malerei braucht ein Haus der Skulptur gerade keine gleichmäßig ausgeleuchteten Räume. Bildhauerische Arbeiten kommen nur dann gut zur Wirkung, wenn die Lichtführung differenziert eingesetzt wird.«
Die Entscheidung für ein Tageslichtmuseum machte die Bestimmung des jeweils passenden Ober- oder Seitenlichtes äußerst wichtig. Einerseits lagen die Standorte für besonders wichtige Arbeiten und Werkgruppen schnell fest, andererseits sollten die Räume aber auch flexibel für Wechselausstellungen nutzbar sein.
Der Künstler und auch der Architekt Johannes Berschneider wollten kein hermetisch abgeschlossenes Haus, sondern ein Museum, das die Welt der Kunst hin zur Welt des Alltags öffnet. Der Sonderausstellungsraum im Erdgeschoss hat deshalb zahlreiche Ausblicke in den angrenzenden Stadtpark. Schlanke, nach außen kragende Vitrinen sind charakteristisch und geben der ansonsten ruhigen Westfassade einen unverwechselbaren Ausdruck. Für spannende Beziehungen zum Stadtraum sorgt auch die im Untergeschoss befindliche Werkstatt der Kunstvermittlung mit ihrem zum Park hin gerichteten Fensterband.
Für die Architekten war es selbstverständlich, dass ihr Entwurf nicht die Architektur, sondern die präsentierte Kunst in den Mittelpunkt stellt. Ziel war es, die Wirkung der unterschiedlichen Materialität und Plastizität der Bildhauerarbeiten durch einen optimalen Hintergrund zu steigern. Dabei folgten die Architekten der Forderung des Künstlers, hellere Werke möglichst vor weißen Wänden zu zeigen, dunklere hingegen vor Grau zu platzieren, um optische Härten bei der Präsentation zu vermeiden. Dies wird bei den vier auskragenden Vitrinen im Obergeschoss mit doppeltem Seitenlicht deutlich: Vor deren grauen Rückseiten stehen dunkle Bronzen auf filigranen grauen Sockeln, während die Vitrinen selbst unterschiedlich große Tonplastiken aufnehmen.
Die architektonische Sorgfalt zeigt sich besonders darin, dass in den Ausstellungsräumen kein Element vom Erleben der Kunstwerke ablenkt. So gibt es weder Fußleisten noch eingefasste Durchgänge. Der fugenlose Bodenbelag auf Zementbasis (Terramano) ist in fünf Schichten verrieben und hat in der Nahsicht organische Strukturen, wirkt aber in der Fläche durchgehend zurückhaltend homogen. Eine weitere Besonderheit sind die tragenden Betonwände, die nicht gestrichen, sondern weiß gespachtelt und anschließend farblos lasiert wurden. Hierdurch entsteht ein weich modulierter Ton, vor dem sich nicht nur Fischers Plastiken gut präsentieren lassen.
Noch heute ermöglicht der klare Grundriss eine optimale Besucherorientierung. Die innen liegende Treppe ins Obergeschoss wird als besonderes Raumerlebnis wahrgenommen.
Bereits bei den ersten Planungsideen für das Museum setzte ein innovatives energetische Konzept auf die Nutzung der Geothermie. Energie aus der Tiefe für Wärme und Kühlung garantiert einen nachhaltigen und wirtschaftlichen Gebäudebetrieb. Die museale Nutzung definiert die raumklimatischen und damit auch die konservatorischen Anforderungen nach einer möglichst konstanten, gemäßigten Temperatur (+/-19°C). Entsprechend wurde eine massive Bauweise gewählt. Die Speichermasse der nicht abgehängten oder verkleideten Betondecken und Wände macht das Gebäude thermisch „träge“ und sorgt somit für ein sehr ausgeglichenes Raumklima. Perfekt darauf abgestimmt ist die Betonkernaktivierung als Heiz- und Kühlsystem. Über wasserführende Rohrschlangen in den massiven Betonbauteilen wird dem Raum Wärme oder Kälte zugeführt. Als regenerative Energiequelle dient das Erdreich, dessen konstante Temperatur wiederum über soleführende Rohrschlangen in den erdreichberührenden Tragpfählen über Wärmetauscher in das System eingespeist wird. Solarpaneele in den Sheddächern unterstützen das regenerative System mit Sonnenenergie.
Grundriss
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Büro Berschneider + Berschneider