

Der Bestand umfasst rund 450 plastische Arbeiten des Bildhauers aus allen Schaffensphasen von 1955 bis zu seinem Tod 2004 und in den unterschiedlichsten Arbeitstechniken: Ton, Bronze, Eisen und Gips/Styropor. Außerdem befinden sich im Museum zahlreiche Zeichnungen, Gouachen und Tuschpinselzeichnungen sowie Skizzenbücher des Künstlers. Parallel zu den drei Sonderausstellungen im Jahr sieht man in unterschiedlichen Räumen Plastiken und Zeichnungen Fischers, die seine vielfältigen Werkphasen beispielhaft dokumentieren. Geplant ist, die Lothar-Fischer-Ausstellungsräume alle vier bis fünf Jahre in ihrer Gesamtheit neu zu konzipieren. Für ein monografisches Künstlermuseum ist es wichtig, lebendig zu bleiben. In Korrespondenz mit den Sonderausstellungen werden daher immer wieder neue Arbeiten gezeigt. Ein Bestandskatalog der Plastiken wird in Verbindung mit der Neuauflage des Werkverzeichnisses 2012 erscheinen.
Die früheste Plastik im Besitz des Museums ist ein Selbstporträt von 1955, das Fischer noch während seines Studiums unter dem Einfluss seines Lehrers Heinrich Kirchner schuf. Zu bildnerischer Eigenständigkeit findet er 1958 als Mitbegründer der Künstlergruppe SPUR (1957?1965). Werke wie »Fetisch« zeigen noch Verbundenheit zum Informel, während »Salome II« von 1961 den Rückgriff auf die bewegte raumgreifende Deckenmalerei des Barock thematisiert. Das Relief »Wagenlenker« ist eines der Hauptwerke Fischers und das einzige fest in eine Mauernische eingelassene Exponat. Im Museumsbestand befinden sich aber auch so bedeutende SPUR-Plastiken wie »Romeo und Julia«, »Bewaffnete Kanne« oder »Eva«. Die Auseinandersetzung mit der Pop-Art verdeutlichen 1966 Arbeiten wie »Mädchen im Bad« oder »Große Tube«. Fast folgerichtig scheinen sich aus den Tubenformen während der Jahre 1969 bis 1974 die Hüllen als plastisch-eigenständige und lebendige Form zu entwickeln. Aus dem Jahr 1970 stammt die Plastik »Spanische Schwestern I«, die aufgrund ihrer 1982 vorgenommenen feinfühligen Bemalung innerhalb der Tonplastiken eine nahezu singuläre Bedeutung einnimmt. Mitte der 1970er Jahre folgt eine der produktivsten Werkphasen und es entstehen zahlreiche bedeutende Großplastiken.
Ab 1985 verlieren Fischers Arbeiten wieder an Strenge und Mitte der 1990er Jahre entdeckt er die gestalterische Vielfalt der Variation. Organische Formen, archaische Strenge und spielerische Elemente werden zu fortwährend neuen plastischen Einheiten verbunden, wie seine »Enigma-Variationen« verdeutlichen. Aus Gips/Styropor erschafft er 2003 die »Hohe Eva«, die er schon in Hinblick auf den Museumsbau konzipiert hat. Sie stellt eine der wenigen Plastiken dar, die im Ausstellungsgebäude einen vorgegeben Platz in der Nische am Ende des Treppenaufgangs von Erd- zu Obergeschoss einnimmt.